Gegen des Vergessen

Wunderschön liegt sie da, eingebettet zwischen malerischem Moor mit schönem Moorerlebnispfad und Wald, nur ein paar Gehminuten zum Kanal und dem wunderschönen Aussichtshügel der Esterweger Dose. Die Gedenkstätte KZ Esterwegen. Eines der Emslandlager. Den meisten Menschen wohl nur durch das Lied Die Moorsoldaten indirekt bekannt.

2-3x im Jahr fahre ich dorthin, seitdem ich in Ostfriesland wohne. Meist wandere ich nur drumherum. Immerhin gibt es mich kaum ohne Hunde, und Hunde dürfen in die Gedenkstätte nicht mit herein. Ich würde das auch selbst nicht wollen. Aber meist bin ich halt da, wenn es selbst unter den Alleebäumen im Auto zu warm wäre. Oder außerhalb der Saison, wo ich immer die Eintrittszeiten verpasse.

Ich war ja auch schon mehrmals drinnen. Kenne die Dauerausstellung. Bin über das Gelände spaziert. Trotzdem fühl ich immer wieder das Bedürfnis, nach einiger Zeit wieder dort hineinzugehen. Wider das Vergessen.

Nun würde ich sowieso nicht vergessen, Schule, Zuhause, das 3. Reich und die Gräuel sind mir von allen Seiten immer wieder vor Augen geführt worden. Die Tagebücher der Anne Frank, der SS-Staat von Eugen Kogon (das Buch steht tatsächlich immer noch griffbereit neben dem Sofa, mein persönliches Mahnmal), damit bin ich aufgewachsen. Die Tatsachen sind mir bekannt. Die werde ich wohl auch nie vergessen.

Aber etwas anderes möchte ich mir immer wieder vor Augen halten. Dass die Naziherrschaft eben nicht nur die Massenvernichtung der Juden war, nicht nur Ausschwitz, nicht nur der Krieg, nicht all diese großen, schrecklichen, dem eigenen Verständnis kaum greifbaren Greueln. Sondern dass es alles durchdrang. Nicht nur die Massen morbide anziehende Vernichtungsapparatur. Es fing nicht damit an. Es fing klein an. Vor der Haustür.

Die Emslandlager waren keine Vernichtungslager. Die Todeszahlen sind vergleichsweise gering. Aber in der Gedenkstätte KZ Esterwegen wird klar: es konnte jeden treffen. Ob Sie Kabarettist waren oder Pfarrer. Ob Sie homosexuell waren oder die falsche “Rasse” liebten. Ob Sie Betrug verübt hatten oder als Anwalt den Falschen verteidigt. Ob Sie als Soldat nicht mutig genug waren oder schlicht “entartete Kunst” machten. Und dann waren sie entmenschlicht. Eine gequälte Arbeitskreatur in der Öde des Moores, der Willkür ausgeliefert. Hungernd. Frierend. Zu Tode erschöpft.

Ich finde immer wieder etwas Neues in den zahlreichen Exponaten. Und in der letzten Zeit wird mir manchmal mulmig, weil ich immer mehr auch außerhalb höre/lese. In der Gegenwart.

Desto wichtiger wird es mir, regelmäßig dorthin zu gehen. Es zu unterstützen (der Eintritt ist frei, aber man freut sich über Spenden). Auch durch Bekanntmachung der Gedenkstätte.

Vorhanden von den ursprünglichen Gebäuden sind nur noch ein paar Fundamente. Das Gelände ist sehr schön angelegt, der Bereich der Wachkräfte ähnelt einem Park, der eigentliche Lagerbereich ist mit schroffen Lavagestein aufgeschüttet worden, die Barracken mit Baumgruppen nachempfunden. Der Gegensatz ist krass, symbolisch, schlicht und eindrucksvoll.

Der Blick schweift raus zum Grün des Waldes und eigentlich wirkt alles sehr friedfertig. Wie mögen sie sich gefühlt haben, die, die unter unmenschlichen Bedingungen Schwerstarbeit im Moor verrichtet haben?

Realitätscheck. Wie gut wir es haben. Und wie wichtig es ist, dass sowas nie wieder passieren kann.

Nach dem Lagerbesuch gehe ich ins winzige angegliederte Kloster. Nein. Ich bin nicht gläubig. Und schon gar nicht katholisch. Aber die Ruhe dort, das stille Gedenken bildet für mich den Abschluss. Auch die Gedenkräume sind schlicht, schmucklos, einfach. Wie die Gegend. Und die Gedenkstätte. Ich stöbere ein bisschen in der Bibel. Spreche ein paar Worte mit der unaufdringlichen Nonne vom Dienst. Und dann bin ich wieder bereit für das Draußen. Und gestärkt mit dem Nie Wieder!

Gegen das Vergessen! Und wehret den Anfängen. Sie sind längst wieder da. Und das macht Angst.

Neben dem Gelände hab ich diesmal auch ein paar Tafeln und Exponate aufgenommen. Wer mag, findet sie in Kürze auf Instagram unter #KZEsterwegen. Nicht für Likes. Sondern weil Sie vielleicht teilnehmen mögen am nicht vergessen.

Und solche Gedenkstätten unterstützen möchten. Die kleinen, leisen. Und sei es nur durch das Aufmerksammachen auf sie. Weil es wichtiger ist denn je.

Advertisement

Bauchschmerzen

Ich habe Bauchschmerzen. Nicht nur wegen des immer gewaltbereiteren Abdriftens der Gesellschaft nach rechts-außen. Ich habe auch Bauchschmerzen mit der Antwort darauf.

Wer mich kennt oder zumindest länger gelesen hat (und allein, dass ich das Gefühl habe, ich müsste sowas vorweg stellen, zeigt mir, wie richtig diese Bauchschmerzen sind), der ahnt zumindest, dass mir, schon durch die Art meines Aufwachsens und späteren Lebenslaufs Herkunft, Hautfarbe und Religion ziemlich latte ist. Ich glaube leidenschaftlich an die Menschenrechte – und in diesem unseren Lande ist das Grundgesetz mir sehr wichtig. Da steht nämlich, zusammengenommen, alles drin, was für ein friedliches Zusammenleben nötig ist. Denke ich so.

Wir leben in einer Zeit der proklamierten Toleranz. Wir bemühen uns, für alles und jedes Verständnis zu finden. Auch für die abstrusesten Ängste. Von Spinnen bis zu Gummibärchen ist alles erlaubt.

Aber Menschen, die einer sehr menschlichen – und durch Jahrtausende – geprägten Angst unterliegen, der Angst vor Fremden, vor Überfremdung, vor Veränderung, denen batschen wir unterschiedslos den Stempel “Nazi” auf. Daher ist diese Angst, geschichtlich gesehen, ein sehr verständlicher Teil, auch geschichtlich gesehen mal ein sehr wertvoller Teil unseres Erbes. Wenn da auf einmal 4 rotblonde Kerle auftauchten in der Leybucht, dann könnten das ja auch Wikinger sein und ungemütlich werden. So etwas ist halt historisch verankert.

Lesetipp http://www.deutschlandfunk.de/aufklaerungsschrift-angst-vor-dem-fremden-und-die.1310.de.html?dram:article_id=328547

Und es ist ja auch nicht immer unproblematisch, das Zusammenwachsen. Ist es doch noch gar nicht so lange her, da wuchs “unser” eigenes Volk wieder zusammen. Wieviele Jahre dauerte das? Mit wievielen Problemen war es schon verbunden, ein kurzfristig anderen Entwicklungen und Ideologien ausgesetztes Volk wieder zu vereinen? Und es ist immer noch da. In unseren Köpfen. Das mit den Ossis. Und den Wessis. Obwohl gleiche Geschichte, Religion, Rasse, Hautfarbe…

Also ja. Jede Zuwanderung größerer Gruppen bringt Veränderung. Ob es nun die Chinesen, die Vietnamesen, die Türken, die Jugoslawen, die… waren, jede Gruppe bringt die eigenen Sitten und Gebräuche.

Das ist auf der einen Seite wunderschön und interessant, birgt aber auch Konfliktmaterial. Immer. Zumal in jeder Gruppe ja nicht nur die Blumenkinder kommen. Wie bei den Deutschen in Thailand, gelle?

Dazu kommt, dass ein großer Teil gerade etwas älterer Menschen bei uns ihre prägenden Jahre in einem sehr restriktiven System verbracht haben, ohne die Möglichkeit, schon früh andere Länder und Kulturen kennenzulernen.

Natürlich ist die Fremdenangst an sich heutzutage in unseren Breiten ein überflüssiges Relikt. Aber das ist die Angst vor Spinnen und Schlangen (und so gut wie jede andere Phobie) auch. Sie ist aber nun mal da.

Da nun unterschiedslos Nazi zu brüllen, diese Menschen als dumm zu titulieren, zu verachten, und sich dann für das zu feiern… Wie einfach macht man es sich da, bei einem so komplexen Thema?

Es braucht den Dialog, die Annäherung, das Zeigen, dass andere Kulturen ein Gewinn sind.

Und keine pauschale Verdrängung in die Schmuddelecke! Damit macht man nämlich nur das, was diese Menschen auch machen. Die pauschale Verdrängung und Verurteilung einer Menschengruppe.

Und das… geht immer in die Hose.

Bevor ich also selbstgerecht Onkel Hugo als Nazi beschimpfe und mir ob meiner korrekten Gesinnung und meiner ach so mutigen Verbalisierung einen Palmwedelwind um meinen Heiligenschein wedel, könnte ich doch auch versuchen, diese Angst zu verringern.

Das geht, wie bei Spinnen und Schlangen, aber halt nicht mit einer gut gebrüllten Parole. Und Favs gibt es da auch zu wenig für. Zu schade.

Dann block ich mir ein Loch ins Bein und find es wunderbar!

Volles Verständnis, wenn man sich seine Sozialen Medien schick und gemütlich gestaltet. Viele Jahre hatte ich einen sehr großen Facebook-Account und war auf Foren als Sumo und Admin unterwegs, ich hab auch die Schnauze voll von Streß im Netz. Und von fruchtlosen Diskussionen, Gepöbel, gruseligen Ansichten…

Aber sich feiern lassen, weil man Andersdenkende einer bestimmten Richtung wegblockt – nein, dass kann ich dann wieder nicht verstehen. Blocke ich Andersdenkende weg, was habe ich damit erreicht? Außer, dass dieser User dann nicht mehr lesen kann, was – vielleicht (die Hoffnung stirbt zuletzt) – doch jemanden anregt, über eine andere Position zumindest nachzudenken. Und somit nicht nur selbst in seiner Filterblase zu verharren, sondern auch andere in ihre zu verdammen.

Ich blocke auf Twitter heutzutage eigentlich kaum noch was weg. Und ich folge durchaus einigen zurück, die man getrost als ziemlich rechts und ziemlich links und ziemlich Aluhut und was weiß ich einschätzen kann. Ich schätze es, dass diese meine RTs weiterhin lesen, auch wenn sie oft so gar nicht in ihr Weltbild passen. Da ist der Geist noch nicht völlig verschlossen, da besteht noch der Wille, sich nicht völlig in die eigene Ideologie zurückzuziehen.

Jeder macht sich seine Accounts, wie er sie möchte. Das ist auch gut so. Aber Hurra-Geschrei, weil ich mich nur von mir politisch Genehmen lesen lasse? Nicht von mir. Akzeptanz. Ja. Jeder, wie er meint. Feiern tue ich anderes. Und bei so einigen habe ich auch das Gefühl, dass die ständige Betonung, dass SIE ja bestimmten Abschaum (ob nun rechts, links, religiös oder was auch immer) wegblocken, eher ein weiterer Wunsch nach Lob und Anerkennung ist, die die sozialen Medien ja immer gern denen zukommen lassen, die die mode-de-jour vertreten.

Jeder wie er will. Ich auch. Man denkt sich halt nur so seinen Teil.

 

Das Ding mit dem Folgen – Twitter

Als ich auf Twitter neu anfing, hatte ich zunächst gar nicht vor, irgendjemandem zu folgen, geschweige denn, zu posten. Ich kam nur, weil eine Website Ihren Status hier postete, falls es Probleme gab. Dann folgte ich doch, wo ich dann schon mal da war, ein paar News-Accounts.

Und – ich weiß nicht mal mehr wieso – irgendwann folgte ich auch dem einen oder anderen “normalen” Account und fing selbst an zu posten. Und dann ging es mir, wie wohl den meisten hier: Twitter hatte mich.

Zunächst folgte ich, wie wohl auch die meisten von uns, einfach zurück, wenn mir jemand folgte, schlicht dankbar, dass man mich überhaupt wahrnahm. Einiges ging gar nicht, aber im Großen und Ganzen blieb ich den gefolgten Accounts treu, und ich fing an, mich auf Twitter recht wohl zu fühlen.

Irgendwann fing ich dann gewaltig an zu wachsen, was ich hauptsächlich meinem RT-Verhalten zuschreibe, denn – seien wir mal ehrlich – zu den ganz großartigen Postern gehöre ich eher weniger. Es wurde scheinbar interessanter, mir zu folgen, und am Anfang folgte ich auch noch viel zurück, aber irgendwann gefiel mir meine TL so nicht mehr. Viel wiederholte sich.

Und dann fing ich an, mir mein Twitter so zu machen, wie ich es wollte. Ich folgte zum Großteil ausschließlich Informationsaccounts unterschiedlicher Couleur, Nachrichten, einigen ausgesuchten RT-ern in verschiedenen Sprachen, und kaum noch “normalen Accounts”. Einfach, weil ich zu dieser Zeit meine “Knuddelsprotten” schon beisammen hatte. Accounts, die ich aus unterschiedlichen Gründen schon gefühlt ewig in der TL hatte. Man kennt sich, man kann sich einschätzen, das ist mein familiärer Teil Twitters.

Und dabei blieb es im Prinzip bis heute. Ab und an kommt mal jemand dazu, weil er mir schon ewig folgt und man ewig interagiert, aber meist kommt nur noch wer dazu, der ein anderes Gebiet abdeckt. Schlicht, weil ich meine TL schon jetzt nicht mehr lesen kann, unübersichtlicher muss sie wirklich nicht mehr werden.

Das heißt auch, dass ich vielen Menschen nicht mehr folgen kann, obwohl ich ihre Tweets großartig finde. Man kann nicht allen folgen und noch irgendetwas mitbekommen. Schon jetzt vernachlässige ich viele, die ich sehr schätze.

So wie mir wird es in vielen Dingen wohl den meisten gehen, die hier so rumgewachsen sind. Ja, die meisten machen schon viel früher “dicht” und folgen nur einer überschaubaren kleinen Menge. Da kann man dann drüber rumlästern, Tatsache ist, mehr bekommt man eh nicht mit. Es ist keine Arroganz, sondern einfach nur TL-Management.

Was ich damit sagen möchte, ist: Schauen Sie nicht bei den “zahlenmäßig Großen” nach Followern. Die haben ihren Kreis längst zusammen. Es sind die, die noch nicht so viele haben, die Sie noch wirklich lesen können. Seien Sie nicht enttäuscht, wenn “zahlenmäßig Große” Sie kaum wahrnehmen. Es  hat oft schlicht etwas mit der Masse zu tun. Desto mehr Ihnen folgen, desto massiger werden auch die Interaktionen. Da geht so viel verloren und für vieles ist einfach auch nicht die Zeit da. Twitter soll ja Spaß machen und keine Pflichtveranstaltung werden. Auch dann nicht, wenn man ein paar Tausend Follower hat.

Ich folge nur noch selten Nicht-Info-Accounts. Ich rt-e lieber und überfalle Accounts, um meinen Followern möglichst viele zu zeigen. Und großartig daran ist, dass diese sich dann untereinander folgen. Und rt-en. Davon haben die einzelnen Accounts mehr, als wären sie einer der viel zu vielen, denen ich bereits folge.

Jetzt Hashtagabstimmung unter https://twitter.com/kulturbolschewi/status/826472869261615105 Regeln unter https://zeitrafferdingens.wordpress.com

https://zeitrafferdingens.wordpress.com/

Ok, da ich das im Moment privat angefangen habe, habe ich mir überlegt, dass ich das auch gern von anderen mal sehen möchte. Der gleiche, selbst ausgesuchte Platz, im Laufe des Jahres/der Jahre.

So ist meine Idee:

  • Jeder sucht sich einen Platz, den er fotografieren möchte, dabei ist es völlig egal, was das ist. Es muss nur immer der gleiche sein. Und möglichst aus der gleichen Perspektive, und möglichst draußen, wegen der Jahreszeiten
  • Dieser Platz wird regelmäßig fotografiert, möglichst jede Woche 1x, allerdings nicht öfter, seltener ist völlig ok.
  • das Foto wird auf Twitter gepostet, mit einem Hashtag, vielleicht auch einem in Deutsch und einen in Englisch, sowie einem Hashtag allein für den eigenen Platz, damit Interessierte auch einzelne Plätze verfolgen können
  • keine Filter, einfach roh

Ich denke, wir brauchen dazu keinen Bot, der alles rt-et, aber das kann man ja noch besprechen.

Und welchen Hashtag wir nehmen, auch noch.

Ok, wie sieht es aus? Einfach anfangen?

DM-ed mir die Vorschläge für den Hashtag, ich mach dann eine Umfrage und wir fangen einfach an, ohne großes Gedöns?

Liebe Grüße

Mim

Vom ständigen Drang, etwas Besonderes sein zu müssen

Klicks, Likes, Favs, Selfies, und der dauernde Kampf um Bestätigung.

Immer dieser Drang, herauszustechen aus der Masse, mit was auch immer.

Dieses ständige: Du bist toll, Du bist besonders, Du bist schön. Ob es Schuld daran ist?

Natürlich ist zunächst jeder einmal einzigartig. Und jeder auf seine Weise etwas Besonderes. Aber eben nur das. Einige Menschen sehen objektiv besser aus, versprühen mehr Charme, können besser erzählen, musizieren, zeichnen, singen, haben irgendeine herausragende Begabung. Und viele von uns eben nicht. Und trotzdem versuchen m.E. Menschen immer mehr, krampfhaft an Bestätigung zu kommen. Statt einfach mal nur sie selbst zu sein. Sich anzunehmen. Auch wenn man halt aus der Masse nicht so heraussticht.

Für mehr Mut zum Mittelmaß. Zu sagen: Hey, so bin ich, und das ist gut so. Für mehr Unabhängigkeit vom ständigen Bestätigungszwang. Vom Messen des eigenen Wertes an irgendeiner Pseudo-Bestätigung im Internet. Oder auch im realen Leben.

Sie sind ok so, Sie brauchen weder Ihr Selfie zu pimpen, tolle Dinge zu machen oder Follower zu sammeln. Den Druck wegnehmen, von anderen als toll angesehen werden zu müssen. Einfach mal ganz einfach man selbst sein. Das ist – in meinen Augen – viel toller als die ständige, verzweifelnd anmutende Jagd nach Aufmerksamkeit und Bestätigung.

Für mehr in sich selbst ruhen und weniger auf den Thron klettern. Auf dem Sofa ist es nämlich viel schöner.

 

 

 

 

Einstellungssache, 2016 war Scheiße oder einfach STFU

Twitter. Meistens ärgere ich mich kurz über gewisse Kommentare, aber dann ist es auch schon wieder gut. Über Kommentare zu einigen Tweets jedoch ärgere ich mich länger. Wel mir diese Tweets wichtig sind. Weil sie aus einer bestimmten Situation heraus entstanden sind, den langjährige Leser vielleicht erahnen können, Leute, die mich nie lesen, aber keinesfalls.

2016 war kein schönes Jahr für mich, auf so vielen Ebenen nicht. Der Tod meines Vaters leitete es ein, der Infarkt meiner Mutter beendete es. Dazwischen lagen viele Nackenschläge, die ich zum großen Teil nicht öffentlich mache. Ich setzt dann mein Pokerface auf und lächle mutig. Ich steh nämlich nicht so auf Mitleid, ich vergrab mich lieber irgendwo und werd allein damit fertig. Oder auch nicht. Aber das ist nun mal meine Sache.

Mit Nackenschlägen meine ich nun nicht, dass mein Auto verreckte, mein Handy kaputtging oder ich Beziehungstrouble hatte. Sondern gravierende Dinge, die nun mal so sind wie sie sind, aber gewiss nicht schön. Da ändert auch eine Einstellung nix dran. Und ändern kann man da auch nix dran. Sie müssen durchlebt und ertragen werden. Insofern habe ich versucht, mir 2016 trotz allem schön zu machen. Mein Garten musste dafür herhalten, und die Viecher. Die Hoffnung nicht verlieren, kämpfen, nicht aufgeben. Kurz jammern, aber dann – nun ja, nützscha nix. Weitermachen. Im viel begrenzteren Rahmen, aber ein bisschen was geht immer noch. Also, fast immer.

Wenn ich aber sage, dass 2016 für mich kein schönes Jahr war, dann ist das keine Einstellungssache. Natürlich kann ich mir sagen, dass es gut ist, dass der Vater so gestorben ist, wie er es letztendlich ist, aber das ändert nichts an der Trauer. Dass meine Mutter noch rechtzeitig ins Krankenhaus gekommen ist, ändert nichts an meiner Angst. Und hey, ich lebe noch! Ist zwar auch schön, aber ehrlich gesagt, ich wär halt lieber wieder gesund und fit. Was nicht mehr passieren wird. Muss man auch erst mal verknusen. Muss man aber auch keinen mit belästigen. Ändert ja nix. Sucht man sich halt nen neuen, kleineren Rahmen.

Was mich dann aber wirklich nervt, ist: Das ist alles Einstellungssache. Du musst was ändern, sonst ändert sich nix. Und weitere schlaue Sprüche gleicher Sorte. Die Dinge kann man nicht ändern. Sie werden nicht gut. Auch von Einstellungssachen nicht. Nur erträglicher. Aber hey, drüberscrollen und gut, gell?

Sehen Sie, hier ist mein Knackpunkt: Wenn Sie NICHTS oder nur kleine Bruckstücke aus dem Leben eines anderen kennen: einfach mal die Fresse halten! Woher wollen Sie durch einen Tweet wissen, was er erlebt hat? Was er durchleidet? Was bringt Menschen dazu, sich anzumaßen zu sagen: Hey, das ist nur Deine Einstellung! Wenn Sie nichts über die Hintergründe kennen? Behalten Sie Ihre – in dieser Beziehung – belanglose Meinung doch einfach mal für sich.

Ich kämpfe auch 2017 weiter. Mache mir mein Leben schön. Hab ich Übung drin. Und auch 2017 werden Sie nur ein Bruchteil meines Lebens zu sehen bekommen. Manchmal werde ich aus Gründen nicht posten. Manchmal werde ich Sie zuspammen. Und ab und an poste ich auch mal was, was mir wirklich wichtig ist. So wie dies: Urteilen Sie nicht über andere, über dessen Leben, und schon gar nicht, wenn Sie dieses gar nicht kennen. Und einfach mal die gut gemeinten Ratschläge stecken lassen. Keine Diagnose durch die Hose. Wirklich.

 

Vielen Dank.

 

 

 

Arschäologie oder sowas

Wenn man eh schon nicht weiß, wie man alles auf die Reihe bekommt und die Kraft und Leistungsfähigkeit bös begrenzt ist, dann hält man natürlich Haus mit seinen Kräften. Und macht Sinnvolles, Wichtiges. Klar.

Oder man ist ich. Dann kommt einem plötzlich in den Sinn, dass die eigentlich als Hundebadewanne gedachte aber nicht angenommene Teichschale doch 10 Meter weiter links viel hübscher wäre. Wohlgemerkt, nachdem man sie endlich mit Teichgemüse und Fischgetier fertig hatte. Ist ja nur so eine kleine Pisspfütze! Dat geit ruck zuck.

Gefühlte 1222229 qm³ Wasser, Erde, Steine und sonstwas später… die olle Pisspfütze ist gar nicht so klein. Mir tut jeder Knochen weh. Plus ein paar Knochen, die ich nicht mal habe.

Wie das so ist bei Grabarbeiten in den Hinterhöfen alter Gehöfe, findet sich beim Versuch, auf dem seit Jahrhunderten als Abfallhaufen verwendeten Hofstück ein Loch zu buddeln, welches größer ist als ein Kinderschuh, einen Querschnitt durch 200 Jahre Küchenabfälle, kaputtes Besteck, zerschlagenes Porzellan, alte Gürtelschnallen, verrostete Harkenreste, Knöppe, Knochen (wir fragen nicht näher), und hey, mit ein bisschen Goodwill und Phantasie habe ich auch mehrere Pfeilspitzen, Faustkeile und den Pfeilspitzabschlagstein gefunden. Doch! Bestümmt!

Auf ca. 1m Tiefe stieß ich dann auf eine Lehmschicht, in der mindestens die Überreste eines Schiffes lagerten. Muss, bei der Menge Holz. Wenn ich es doch sage!

Und natürlich fand ich dann auch noch eine Tonschicht.Da war aber kein Schiff drin. Nur,  falls es mal kein Geschirr mehr gibt, ich bin versorgt.

Zusammenfassend ist zu sagen, dass das olle Loch nun gebuddelt ist, ich nie wieder buddeln möchte, ich auch nie wieder buddeln können werde, und dass Arngrimm der Schweifäugige nicht, wie die Legende sagt, sein Weib Hildugund, die Grimmige, verlassen hat, um weiter im Norden mit der flinkfüßigen Rike und der zarten Mieke einen neuen Hausstand zu gründen, sondern dass, so wie die fachfräuischen Grabungen in einem Hinterhof in Ostfriesland beweisen, Hildugund die Grimmige alle 3 samt des Kahns in der Lehmschicht versenkt hat. Wäre auch das geklärt.

Wenn Sie jetzt denken, ich hätte einen an der Waffel, …

ja, warum meinen Sie habe ich sonst an einem entzückenden Pfingstmontag diese Kackmistdreckspfütze 10 Meter nach links versetzt?

 

5000 – so um und bei

5000 Follower auf twitter. Zeit, zu reflektieren und mal Danke zu sagen.

Eigentlich weniger, weil man mir folgt, sondern für all die wundervollen, verschiedenartigsten tweets, die Sie alle mir beschert haben. Folger, Nichtfolger, Blocker Muter, völlig egal, von wem, ich hab´s rausgehauen. Und Sie, Sie haben es gelesen, gefavt, rt-et, sind den accounts gefolgt, ….

Ja, ich bin und bleibe vorwiegend ein Rt-Account. Das ist halt mein Ding. Es ist für mich so eine Art Meditation, ich schalte dadurch prima ab. Ab und zu hab ich auch mal einen guten tweet, aber meist sabbel ich halt nur zwischendurch so rum, oder motze, oder belehre. Mehr will ich hier auch gar nicht. Ich wundere mich im Gegenteil über das ständigen Wachstum eines Accounts, der doch zu mind. 80% aus Rts besteht.

Denn trotz der enormen Rt-Frequenz folgen immer mehr. Und aus immer unterschiedlicheren Ecken. Gut, wir alle wissen, dass die meisten Follower sogenannte “tote Follower” sind. Und ich weiß, dass ich ein Drehtüraccunt bin. Durchschnittlich entfolgt 70% wieder. Viele nutzen mich eine Zeitlang als tl, bis sie eine eigene aufgebaut haben, warum und wie lange ein Account bleibt, ist aber auch egal. Man wächst immer weiter. Und das freut mich nicht wegen der Zahl an sich,sondern weil meine Rts damit immer größere Reichweite bekommen. Und das finde ich schön. Lachen, Ideen, Informationen, Accounts einander näherbringen. Schön. Ja, so einfach bin ich halt.

Besonders freue ich mich aber über diejenigen unter Ihnen, die mich schon lange begleiten, ob nun als Follower oder nicht, viele Avas sehe ich schon gefühlt ewig in meinen Mitteilungen auftauchen. Und erfreulich viele von denen sind auch eifrige Rt-er. So entsteht ein reger Austausch von tweets jeglicher Couleur. Und auch das finde ich schön.

Leider kann man wirklich nicht allen zurückfolgen, wie sehr man deren tweets auch mag, also, ich zumindest nicht, weil ich jetzt schon – oder schon lange – nur Bruchteile von meiner tl zu sehen bekomme. Aber – dadurch, dass man anderen Rt-ern folgt, sieht man eben auch viele viele accounts, die man sonst nicht sähe. Und auch das finde ich schön-

Mein Followerspektrum beinhaltet so ungefähr alles, und auch, wenn ich manchmal doch schlucken muss, so möchte ich es genau so, weil ich so mit vielen Sachen konfrontiert werde. Das ist nicht immer schön, aber mir wichtig, auch wenn ich bei meinen Rts stark filtere. Generell versuche ich immer, NUR den tweet an sich zu sehen, nie den Account, dessen Zahl, Ausrichtung, wer mit wem befreundet ist oder sich gerade hasst.

Lesen, MICH wirkllich wahrnehmen, das tut nur ein Bruchteil. Wie bei fast jedem account. Aber die, die sind mittlerweile ein Stück meines Lebens. Und dafür bin ich wirklich froh. Und dankbar. Auch wenn ich nicht der große Interagierer bin (und keine Genderin, wie man sieht).

Wie auch immer, ohne Ihre tweets und Rts hätte ich diese Followerzahl nicht! Und daher DANKE!

UND HÖREN SIE AUF, MICH ZU EMPFEHLEN. Ich mag das wirklich nicht.

 

So, genug gesabbelt. Hauen Sie rein und machen Sie weiter so. Damit ich so weiter machen kann. Mit Ihren tweets.

 

P.S. Ja, das große t ist immer noch hin.

 

 

 

 

Der Belehrbär, heute: Der Knick

Da heute auf den “Knick”tweet mehrere Fragen kamen, hier ein Belehrbär-Beitrag – und eine Liebeserklärung an den Knick

Knick, der
Ein Knick (auch als Wallhecke bekannt) ist ein Begrenzungsstreifen zwischen Feldern, Wiesen und Wegen, üblich in den Küstenregionen.
Er dient vielfältigen Zwecken
a) als Windschutz, er bricht den ständig über das Land streifenden Wind und verhindert eine Versandung
b) er verhindert, dass die kostbare Erde abgetragen wird
c) er dient als Feldgrenze
d) er bietet Wildtieren Schutz. Heimat und Nahrung
e) er dient in den Wald-armen Küstenregionen als Holz-Lieferant-
vor allem Brennholz

Der Knick besteht aus den verschiedensten , meist schnellwüchsigen Gehölzen. Hasel, Weiden, Knickäpfeln, Felsenbirnen, Weissdorn etc., aber druchaus auch einzlenen Eichen, Buchen etc.

Dadurch, dass der Knick einige  Jahre lang völlig in Ruhe gelassen wird, siedeln sich allerlei nützliche Pflanzen an, die Nahrung für Wildtiere bieten, wie Wildrosen,  Brom- und Himbeeren, Nesseln, Disteln, Pilze…. Als Bienenweiden sind sie ebenfalls sehr wichtig.

Damit der Knick seine Funktion als dichter Windschutz behält, wird er so ungefähr alle 5 Jahre “geknickt”, d.h. auf den Stumpf zurückgeschnitten, damit das Gehölz von unten nachtreiben kann und nicht ausdünnt.

Oft werden auch im Abstand von mehreren Metern einzelne Bäume zur späteren Verwendung komplett stehen gelassen.

Meist knickt man in den Wintermonaten, bei Frost, da man dann u.a. am besten auf die Felder kann, ohne die Bewirtschaftung zu stören.

An den Knicks lagert sich über die Jahre Erde ab, so dass es mit der Zeit zu “Wällen” zwischen den Feldern und Wiesen kommt, die zusätzlich Schutz bieten.

 

Bitte, gern.